Zeitungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts - Teil 3
Wie in den beiden letzten Beiträgen, betrachten wir auch heute eine alte Zeitung. Diese wurde am 26. Januar 1867 veröffentlicht, einem Samstag. Es handelt sich um Nummer 22 des 50. Jahrgangs der „Parchimer Zeitung“ der „Norddeutschen Post“.
Diese Zeitung erscheint, im Vergleich zu der vorigen, fast täglich mittags, nur mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.
Der Quartalspreis betrug einen Taler Courant, der Monatspreis 16 Schilling, der Wochenpreis belief sich auf vier Schilling und eine einzelne Ausgabe kostete einen Schilling.
Inserate wurden bis 8 Uhr morgens angenommen. Die aus Mecklenburg wurden mit einem Schilling pro „Petitzeile“ berechnet, die von außerhalb mit einem Silbergroschen. Anzeigen von bis zu vier Zeilen kosteten vier Schilling beziehungsweise 4 Silbergroschen.
Auch diese Ausgabe beginnt mit politischem und gesellschaftlichem Teil. Dieser nimmt jedoch nur die erste Hälfte der ersten Seite ein und wird auf der zweiten und dritten Seite ebenso fortgeführt. Die untere Hälfte der ersten beiden Seiten ziert ein literarischer Teil. In diesem Fall handelt es sich um die stückweise veröffentlichte Novelle „Der Künstler und seine Liebe“ von Alfred Sonntag.
Auf dem unteren Teil der dritten Seite beginnen schlussendlich die Anzeigen, die sich auch über die ganze vierte Seite erstrecken:
Zuerst kündigten Bürgermeister und Rat die Beiträge für die „Deckung der Bedürfnisse der Volks-Schul-Casse“ an. Unter anderem sahen die verlangten Beiträge wie folgt aus:
a.: „von 3 [Taler]. Für das volle Haus oder für die Miethe von 80 [Taler] und darüber“
d.: „36 [Schilling] für das Viertel-Haus oder für die Miethe von 25 [Taler] bis 39 [Taler]“
Flächen der Kirche zu Paarsch sollten verpachtet werden und Nachlässe verkauft. Neben zwei verschiedenen Holz-Auktionen sucht Posthalter Schulz eine Scheunen-Diele vor dem Neuenthore inklusive Stroh- und Heugelass zu mieten. Mehlhändler Ehlers hingegen hat zwei Stuben und eine Oberwohnung zu Ostern zu vermieten.
Aus Hamburg, Gr. Neumarkt 43, stammt eine Anzeige zu dem einmal jährlich stattfindenden Ausverkauf des Geschäfts Berendsohn. Die Anzeige nimmt sogar mehr als die Hälfte der letzten Seite ein und geworben wurde mit Rabatten von bis zu 50 Prozent.
Das Sortiment umfasste alles Mögliche an Stoffen, Kleidung und ein paar weiterer Waren. Schnell fällt auf wie viele der Begriffe heute weniger gebräuchlich sind – zumindest, wenn man nicht mit Stoffen arbeitet.
Zu diesen gehörten unter anderem Melangées, Jaconnets und Brillantines und Cattunes, Barèges und Moirée. Dabei handelte es sich um die verschiedensten Stoffe, von einfach zu besonders, von robust zu filigran.
Moirée, zum Beispiel, bezeichnet einen Stoff mit Wellen- beziehungsweise Wasserartiger Optik. Piqués hingegen haben eine Waffel- oder Wabenartige Haptik. Melangées bezeichnet eine Art Klöppelspitze und Jaconnets einen weichen Baumwollstoff.
Auch die Kornpreise für den 26. Januar in Parchim und vom 21. Januar in Rostock wurden benannt.
In Rostock wurde mit Pfunden gerechnet, für Parchim konnte die Maßeinheit leider nicht ganz nachvollzogen werden: „gr. L.=Schfl.“ steht hier. Es handelt sich wohl um Scheffel, doch genauer können wir dies leider nicht eingrenzen. Zu Rostock steht außerdem noch der Beisatz „An den Landmann bezahlte Preise“.
Die Preise für Hafer variierten in Parchim von einem Reichstaler (Rthlr.) vier Schilling (ßl.) bis einem Rthlr. zwölf ßl. Erbsen lagen im Mittelfeld (zwei Rthlr. bis zwei Rthlr. acht ßl.) und am teuersten war Weizen, hier noch „Waizen“ geschrieben, von drei Rthlr. 24 ßl. bis drei Rthlr. 36 ßl.
In Rostock war ebenfalls der Hafer am günstigsten (zwischen 36 ßl. und 40 ßl.). Im Mittelfeld liegt hier allerdings der Roggen (zwischen einem Thlr. 14 ßl. bis einem Thlr. 24 ßl.) und am teuersten war ebenfalls der Weizen (2 Thlr 16 ßl. bis 2 Thlr. 29 ßl.).
Neben Ausverkauf und Börsenteil bleibt nicht mehr ganz so viel Platz für weitere Anzeigen:
Kammmacher D. Schulz wollte sein Haus inkl. kleinem Garten verkaufen, welches in der Werderkavel „sub Nr. 653“ gelegen war. Auch Jochim Hallbrecht verkaufte seine Büdnerei Nr. 4 in Garwitz, von 3020 Quadratruten Feld für Roggen und 600 Ruten Wiese. Die Büdnerei Nr. 9 zu Neu-Herzfeld, 3500 Quadratruten groß, sollte ohne Altenteil verkauf werden.
In der rechten unteren Ecke hingegen wurde der Thermometerstand nach Réaumur bekanntgegeben, wobei es sich um die Temperaturen für den 24. – 26. Januar handelte, obwohl die Zeitung am 26. Januar veröffentlicht wurde. Es handelte sich also eher um einen Rückblick.
Am 26. Januar sollte es um 8 Uhr drei Grad Réaumur kalt sein, also ungefähr 3,75 Grad Celsius. Um 14 Uhr sollte die Temperatur auf zwei Grad (ungefähr 2,5 Grad Celsius) sinken und für den Abend wurde keine Temperatur angegeben.
Unter dieser kleinen Tabelle steht die Verantwortlichkeitsangabe der Zeitung: „Schnellpressendruck und Verlag von G. Gerlach in Parchim“.
Und damit sind wir schon am Ende des heutigen Beitrages angelangt. Auch nächsten Monat befassen wir uns mit einer weiteren Zeitung, die zwei Tage nach dieser veröffentlicht wurde.
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