Das Ziel: kommunale Häuser unter einem Dach
Landkreis Ludwigslust-Parchim bereitet zur Vernetzung der stationären Krankenhausversorgung in kommunaler Trägerschaft die Gründung der LUP-Kliniken vor
Hohe Kosten zur Gewährleistung der Grund- und Regelversorgung, zu wenige Patienten… Kleinere Krankenhäuser im ländlichen Raum stehen vor der Herausforderung, für eine wohnortnahe Versorgung alle diagnostischen und therapeutischen Leistungen in vollem Umfang und in höchster Qualität vorzuhalten. Hierauf wird der Landkreis Ludwigslust-Parchim jetzt durch eine stärkere Vernetzung der kommunalen Krankenhäuser untereinander und in der Spezialisierung medizinischer Angebote reagieren. Ziel ist es, die kommunalen Häuser als Verbund in einer Dachgesellschaft für kreisliche Krankenhausbeteiligungen und inhaltlich verwandte soziale Aufgabenbereiche zusammenzuführen. Hierzu wird die Gründung einer kommunalen Krankenhausgesellschaft zur finanziellen und inhaltlichen Steuerung der Klinikbeteiligungen mit dem Namen „LUP-Kliniken“ vorbereitet. Unter diesem Dach werden die einzelnen Häuser ihre rechtliche Selbständigkeit behalten.
„Mein Ziel ist es, dass diese neue Gesellschaft zum 1. Januar 2023 an den Start geht und wir dann in einem sicherlich längeren Prozess, der dann beginnt, die Angebote der Gesundheitsversorgung in kreislicher Verantwortung zwischen den Krankenhausstandorten vernetzten und ausbauen. Patienten in unserem Landkreis sollen im kommunalen Verbund der LUP-Kliniken und beim Kooperationspartner Helios-Kliniken Schwerin als Maximalversorger die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten“, formuliert Landrat Stefan Sternberg die Zielsetzung für die weitere Arbeit der LUP-Kliniken.
Für die LUP-Kliniken hat die Sicherung einer Grund- und Regelversorgung an allen kommunalen Krankenhausstandorten oberste Priorität und ist Grundlage für die weitere Vernetzung der Standorte und den Ausbau medizinischer Leistungen. Nach innen ist die Bündelung von Verwaltungsaufgaben für die „Krankenhaus am Crivitzer See gGmbH“ und die „Westmecklenburg Klinikum Helene von Bülow GmbH“ eine Möglichkeit, um schlagkräftig aufgestellt zu sein und die finanziellen Mittel effektiv für die Behandlung selbst einsetzen zu können.
Die größte Entwicklungschance ist dabei die Entwicklung neuer sektorenübergreifender Versorgungsmodelle, die in einem möglichen Regionalen Gesundheitszentrum gebündelt werden können. „Hiermit werden wir Neuland betreten und insbesondere für den Standort Crivitz Entwicklungsperspektiven haben, die auch auf die Erfahrungen des Westmecklenburg Klinikums mit seinem angeschlossenen Facharztzentrum setzen können. Insofern hoffe ich sehr, dass der mit dem Landkreis und vielen weiteren Partner der Gesundheitswirtschaft für das Krankenhaus in Crivitz gestellte Antrag beim Gemeinsamen Bundesausschuss für ein Innovationprojekt in der Gesundheitsversorgung Erfolg hat. Er ist eine echte Chance für die Versorgung im ländlichen Raum“, so Landrat Sternberg.
Mit dem Antrag auf ein Innovationsprojekt mit dem Antragsnamen „LUP-Regio“ ist bezweckt neue Versorgungsformen im ländlichen Raum auszuprobieren und hierauf ausgerichtete Vergütungsmodelle zu entwickeln. Ziel ist eine vernetzte Versorgung ohne starre Grenzen der ambulanten und stationären Versorgung und ohne Grenzen in den Fachrichtungen der Versorgung unter starker Nutzung der digitalen Möglichkeiten.
Aus Sicht des Landrates und der Geschäftsführungen der kommunalen Krankenhäuser bieten die LUP-Kliniken die Chance, die Gestaltung der Krankenhausversorgung als Landkreis selbst in die Hand zu nehmen und inhaltlich selbst zu bestimmen wie die kommunalen Krankenhäuser künftig dastehen. Dies wird ein längerer Prozess werden und bedeutet auch, dass für eine Übergangsphase eine finanzielle Unterstützung seitens der Gesellschafter der Kliniken erforderlich wird, um die Krankenhäuser auf einen zukunftsfähigen Stand zu bringen und interne Prozesse zum Nutze der Patienten effektiv über alle Häuser zu organisieren. „Zu den Möglichkeiten der Finanzierung werde ich im Rahmen der Haushaltsberatungen 2023 dem Kreistag einen konkreten Vorschlag zur Einrichtung eines Fonds ,Stationäre kommunale Krankenhausversorgung im Landkreis‘ machen“, kündigt Landrat Sternberg an.
Mit diesem Vorschlag findet auch das Interessenbekundungsverfahren für die Suche nach einem potenziellen Partner ein Ende. Der Landkreis legt mit der Entscheidung zu den LUP-Kliniken eine mögliche gesellschaftsrechtliche Beteiligung der Helios-Kliniken an der Krankenhaus am Crivitzer See gGmbH wegen kartellrechtlicher Hürden und aus wirtschaftlichen Gründen zu den Akten. Das Haus bleibt eigenständig, auch unter dem Dach der LUP-Kliniken, und in vollständigem Besitz des Landkreises, so Landrat Sternberg. Unabhängig davon werde mit den Helios-Kliniken die Kooperation zu Einzelthemen fortgeführt und vertieft.
Hintergrund: Der Landkreis Ludwigslust-Parchim ist seit 2021 alleiniger Träger der Krankenhaus am Crivitzer See gGmbH und derzeit mit 50 Prozent des Stammkapitals an der Westmecklenburg Klinikum Helene von Bülow GmbH, die Krankenhaus Standorte in Ludwigslust und Hagenow betreibt, beteiligt. Zusammen sind dies 405 Planbetten in der stationären Patientenversorgung (160 Ludwigslust mit 2 planbettenführenden Fachabteilung und 1 Belegabteilung, 165 Hagenow mit 5 Fachabteilungen und 1 Belegabteilung und Crivitz mit 74 Planbetten und 3 Fachabteilungen und 6 Tagesklinischen Plätzen). Dazu kommt das Facharztzentrum des Westmecklenburg Klinikums mit insgesamt 14 Fachpraxen. Damit steht ein großer Teil der stationären Krankenhausversorgung in inhaltlicher und wirtschaftlicher Verantwortung des Landkreises, die eine öffentliche Aufgabe des Landes, der Landkreise und der kreisfreien Städte ist. Falls sich kein anderer geeigneter Träger findet, sind die Landkreise und kreisfreien Städte verpflichtet, Krankenhäuser zu errichten und zu betreiben. Sie nehmen diese Aufgabe als Selbstverwaltungsaufgabe wahr.