Abschied vom eigenen Bildungsträger nach mehr als 30 Jahren sozialer Integrationsarbeit
Wirtschaftliche Entwicklung und fehlende Aufgabenfelder: Hauptgesellschafter Landkreis Ludwigslust-Parchim kündigt Auflösung der Arcum Südwestmecklenburg GmbH an / Wesentliche Aufgabenfelder sollen in anderen kreislichen Beteiligungen fortgeführt werden
Mit Ablauf des Jahres 2023 soll der Bildungsträger Arcum Südwestmecklenburg GmbH aufgelöst werden. Eine entsprechende Beschlussvorlage hat die Kreisverwaltung Ludwigslust-Parchim in die politischen Gremien eingebracht. Abschließend wird sich der Kreistag am 13. Dezember mit dem Thema befassen.
Die mit 90,9 Prozent des Stammkapitals im Kreiseigentum stehende Gesellschaft, vielen auch unter der bis 2019 verwandten Firmierung Berufsbildungsstätte Start GmbH bekannt, ist unter anderem in der überbetrieblichen Ausbildung, der beruflichen Aus- und Weiterbildung und bei berufsvorbereitenden Maßnahmen tätig. Der Bildungsträger versteht sich auch als Akteur innerhalb des Systems der arbeitsmarktpolitischen und fördernden Instrumente der Bundesagentur für Arbeit / des Jobcenters. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Jugend- und Altenhilfe sowie der Erziehung, der Volks- und Berufsbildung.
Grund für die Auflösung ist der Rückgang des Bedarfes an überbetrieblicher Ausbildung und veränderte arbeitsmarktpolitische Zielsetzungen. Die öffentliche Aufgabenwahrnehmung der Gesellschaft ist im aktuellen Marktumfeld nicht mehr nachgefragt und wirtschaftlich betrachtet nicht mehr tragfähig. In der Gesellschaft sind gegenwärtig 18 unbefristete und 17 befristete Mitarbeiter sowie 7 Auszubildende beschäftigt. Sie wurden heute (17.11.2022) in einer Mitarbeiterversammlung über die Situation informiert. Ziel ist, soweit wirtschaftlich vertretbar, bestehende Arbeitsverhältnisse in anderen kreislichen Beteiligungen fortzuführen.
Die noch stabile Liquiditätslage der Gesellschaft ermöglicht eine geordnete Abwicklung innerhalb eines Jahres. Damit ist gesichert, dass laufende Verträge bis zum Laufzeitende erfüllt werden können. Eine dauerhafte Fortführung der Gesellschaft würde eine Unterdeckung von mehr als einer Million Euro jährlich zur Folge haben.
„Für uns als Hauptgesellschafter ist die Auflösung der Arcum GmbH ein ganz, ganz schwerer Entschluss“, sagt Landrat Stefan Sternberg, „aber es gibt angesichts der wirtschaftlichen Umstände aus unserer Sicht keine andere vertretbare Lösung. Um Arbeitsplätze zu erhalten, werden wir jetzt alles daransetzen, eine Perspektive für die Geschäftsfelder zu finden, die sich weiterhin tragen können.“ Auch für ihn persönlich sei das Aus des Bildungsträgers bitter, versichert der Landrat. Anfang der 2000er Jahre war er selbst in verschiedenen Positionen beim Arcum-Vorläufer Berufsbildungsstätte Start GmbH tätig, unter anderem als Projektmanager und als Referent der Geschäftsleitung. „Das waren prägende Jahre für mich, ich konnte vielfältige Berufserfahrung sammeln und habe dort großartige Menschen kennen und schätzen gelernt.“ In den mehr als 30 Jahren ihres Bestehens habe die Gesellschaft einen wichtigen Beitrag für die soziale Integration im Landkreis geleistet, so Sternberg, „das verdient größten Respekt gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens“.
Wichtig ist aus Sicht des Landkreises, dass insbesondere das Angebot des Sozialkaufhauses in Parchim mit einer Außenstelle in Crivitz gesichert wird. Hierzu werden Gespräche mit dem Jobcenter und anderen möglichen Trägern geführt.