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Zeitungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – Teil 2

Heute befassen wir uns mit der zweiten Ausgabe aus 1859. Es handelt sich um die gleiche Zeitung, doch diese Ausgabe wurde eine Woche später veröffentlicht:

„Zeitung für Parchim, Lübz, Goldberg und Crivitz“ vom 29. November 1859.

No. 143, Parchim, Dinstag, den 29. November 1859

Wöchentlich 3x – Dinstag, Donnerstag, Sonnabend 7 Uhr

Quartalpreis 36 Schilling Cour.
Einkaufspreis für die Großherzogl.

Auch diese Ausgabe beginnt mit dem Abschnitt „Rundschau“. Wie bereits in dem zweiten Absatz ersichtlich, gibt es aber diesmal „[a]us Italien nichts von Belang.“

Darauf folgen, wie in der Zeitung zuvor, Neuigkeiten aus aller Welt, so zum Beispiel aus Deutschland:

„Berlin, 24. Novbr. (H. C.) Wir hören es nunmehr bestaetigen, dass JJ. MM. der König und die Königin sich nach der Westküste Englands begeben werden, um den Winter dort zu=zubringen. Heute ist der K. Stallmeister Ramm=schuessel nach England abgereist, um in der Naehe der Insel Wight und nicht weit von der Graf=schaft Depon Wohnungen für das Königspaar, so wie für dessen Gefolge zu bestellen. Man glaubt, dass die Wahl auf Dorchester, am Troome gelegen, in der Grafschaft Dorset fallen werde. Letzterer Bezirk Englands ist eine mit Hügeln und Thälern abwechselnde Ebene, welche durch einen verhaeltnismaeßig milden Himmelsstrich be=guenstigt ist.

„Es werden gegenwärtig durch den hiesigen Maler Búrde zwei Bildnisse des Prinz=Regenten ausgefuehrt werden, von denen das eine als Ge=schenk fuer den Kaiser von Siam und das andere als ein solches für den Kaiser von Japan be=stimmt ist.“

Auf Seite zwei folgt „Vermischtes“, beginnend mit: „—Berlin, 24. Novbr. Gestern starb im Koeniglichen Schloss der Kammerdiener Böhme, der seit länger als 50 Jahren den Dienst bei Ihrer Koeniglichen Hoheit der Frau Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin versah. Der Verstorbene war 78 Jahre alt und nur kurze Zeit krank. Ihre Königliche Hoheit erzeigte dem alten treuen Diener wiederholt die Ehre, ihn in seiner Krankheit zu besuchen.“

Nach verschiedenen weiteren Artikeln folgt ein weiterer Teil der Novelle „Anna von Montpensier“, bei der es sich um Anne Marie Louise d’Orléans, Duchesse de Montpensier handeln könnte.

Anzeigen befinden sich diesmal nur auf der letzten Seite.

So wie die Brat- und Leberwürste sticht einem diesmal keine der Anzeigen in die Augen, wobei drei ähnlich umrahmt wurden, eine davon mit verschnörkelter Bordüre anstatt des breiten Strichs. Es handelt sich um drei Traueranzeigen.

Oben links auf der Seite befinden sich drei gegenteilige Nachrichten: die Geburt von vier Kindern und eine Hochzeit.

Wie auch drei Ausgaben zuvor bewirbt G. W. Lange (Parchim) verschiedene Weine. Neben dem „bekannten Weinlager“ stünden „kürzlich empfangene sehr schöne und billige 1857er Rheinweine“ zum Verkauf. Dabei handelte es sich um: Hochheimer Berg, Liebfrauenmilch, Marcobrunner, Rüdesheimer, und Hochheimer. Auch wurde 1857er Champagner due de Montebello in geringerer Anzahl angeboten: Schloss Cabinet, Carte Noir, Carte Blanche.

Carl Krüger aus Lübz bewirbt seine kürzlich empfangene, große Auswahl an „Kochler- oder Jagd-Joppen [ab] 2 Thlr., „Jagd-Röcke [ab] 7 Thlr., Reitgamaschen und engl. Zündhütchen“. Drei Sofas und zwei Lehnstühle bot der Sattler H. Müller aus Parchim an. Diese Anzeige wurde sogar mit zwei kleinen Zeichnungen von Sofa und Stuhl verziert.

Darunter werben gleich zwei Anzeigen für Käse. Einmal August Lippe, der weißen Schweizer Käse bewirbt, und einmal H. W. H. Schleif bot abgelagerten Carower Käse für sechs Schilling pro Stück an.

Neben verschiedensten Angeboten von vor allem Hof und Möbeln empfiehlt H. Bruns sich selbst als Kürschner. Angeboten wurden zur Herstellung, neben neu eingetroffenen Berliner Herrenmützen, Muffen, Pelzkragen, Manschetten, Boas, Pelzröcke, Pelzstiefel und Mützen.

Schlosser Lebahn vermietet im folgenden Jahr zu Ostern eine Wohnung bestehend aus drei bis vier Stuben inklusive dazugehöriger „Wirtschaftslokalitäten“.

Und schon sind wir am Ende der zweiten Zeitung angelangt. Auch hier ähnelt der Inhalt der Berichterstattung derer heutiger Zeitungen, wobei der Schriftstil natürlich ein ganz anderer ist.

Ob es in dieser Zeitung wie heute schon Leserbriefe gab, können wir leider nicht sagen, da wir uns nur zwei Zeitungen ansehen konnten, die am gleichen Wochentag veröffentlicht wurden. Ob diese zum Beispiel an einem anderen Wochentag veröffentlicht wurden, können wir also nicht mehr nachvollziehen.

Auch nächsten Monat dürfen Sie sich auf eine weitere Zeitung freuen – diesmal aus dem Jahre 1867.

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