Wichtige Wegweisungen für geburtshilfliche Versorgung
Arbeitsgruppe legt Abschlussbericht vor: Ideen und Handlungsoptionen für den Landkreis Ludwigslust-Parchim und den Krankenhaus-Standort Crivitz als Regionales Gesundheitszentrum
Die vom Kreistag initiierte Arbeitsgruppe hat jetzt im Rahmen eines Abschlussberichts zu Ihrer Arbeit „Ideen und Handlungsoptionen für die Ausgestaltung einer geburtshilflichen sektorenübergreifenden Versorgung im Landkreis Ludwigslust-Parchim unter besonderer Berücksichtigung des Sozialraumes Crivitz und der Potenziale der Krankenhaus am Crivitzer See gGmbH“ vorgelegt. Die wesentlichen Ergebnisse stellt Landrat Stefan Sternberg heute (27.10.2022) im Rahmen der Kreistagssitzung vor. Der Abschlussbericht soll dem Kreistag als Grundlage für Beratungen über den weiteren Umgang mit den Empfehlungen der Arbeitsgruppe dienen.
Der Abschlussbericht dokumentiert den Austausch und Diskussionsprozess einer Arbeitsgruppe mit 16 sachverständigen Mitgliedern im Bereich der Gesundheitsversorgung allgemein und der Geburtshilfe im Besonderen. Das Abschlusspapier gibt die Überlegungen innerhalb der Arbeitsgruppe wieder und soll Impulse für die Arbeit zuständiger Entscheidungsträger geben.
„Ich freue mich, dass es trotz unterschiedlicher Positionen und Rechtsrahmen der einzelnen Partner gelungen ist, dass die verschiedenen Partner der Gesundheitsversorgung im Interesse einer Versorgung im Sozialraum Crivitz im Bereich der Geburtshilfe und Gynäkologie mit gemeinsamen Vorschlägen einen Weg aufzeigen, wie die junge Familien Gesundheitsleistungen rund um die Geburt vor Ort erhalten können“, so Landrat Sternberg.
Die Arbeitsgruppe hat dabei einerseits in regionaler Hinsicht nicht nur die geburtshilfliche Versorgung am Standort Crivitz unter die Lupe genommen, sondern die Versorgungssituation rund um die Geburt im gesamten Landkreis, und insbesondere auch Wege aufgezeigt, wie die Versorgung an die Entwicklung der Medizin und Vergütungssystemen angepasst werden kann und muss.
In diesem Zusammenhang liefert die Arbeitsgruppe auch konkrete Empfehlungen, wie das Krankenhaus am Crivitzer See gGmbH in Bezug auf seine Versorgungsaufgabe in Grund- und Regelversorgung ausgebaut werden kann. Dies ist die Basis, dass im Rahmen von konkret beschrieben Modulen und unter Vernetzung der Partner im Gesundheitswesen ein geburtshilfliches Angebot unterbreitet werden kann. Werdende Mütter und junge Familien priorisieren Sicherheit und Qualität rund um die gynäkologische und geburtshilfliche Versorgung. Die wohnortnahe Verfügbarkeit steht hier nicht immer unmittelbar an erster Stelle der Entscheidungsfindung. Dennoch sollten Akut- sowie Basisversorgung leicht zugängig und möglichst wohnortnah verfügbar sein.
„Die Ergebnisse zeigen im Rahmen der jetzigen gesetzlichen Rahmenbedingungen und den auf dieser Basis im Rahmen von Innovationsprojekten möglichen Erprobung von neuen Versorgungsformen einen Weg auf, wie auch in Abhängigkeit der Entwicklung des Vergütungssystems für Krankenhäuser der Basisversorgung eine Teilnahme an der geburtshilflichen Versorgung eröffnet werden kann. Es ist daher für uns als Landkreis und für die Unternehmensführung des Krankenhaus Crivitz eine wichtige Leitlinie bei der künftigen inhaltlichen Entwicklung des Krankenhauses“, schätzt Landrat Sternberg ein.
Wichtig ist, dass mit dem bereits erfolgten Antrag an den Gemeinsamen Bundesausschuss für ein Innovationsprojekt in der Gesundheitswirtschaft für den Standort Crivitz ein erster Umsetzungsschritt getan ist. Gegenstand ist die Entwicklung des Krankenhauses zu einem modular zu entwickelnden regionalen, intersektoralen Gesundheitszentrums (RGZ).
Die Bewilligung der Teilnahme an einem solchen Innovationsprojekt wäre für das Haus in Crivitz die Chance, ein wohnortnahes Angebot zu bieten, mit regionalem Zugang zu medizinischen Leistungen aller Sektoren und könnte konzeptionell ein Ausgleich für einen möglichen Wegfall eines Teils der ambulanten Versorgung entwickelt werden. „Mit einer positiven Bewilligungsentscheidung können wir hiermit starten und das Krankenhaus Crivitz als stationär-ambulant intersektoral und telemedizinisch vernetzenden Kontenpunkt ausrichten“, sagt Landrat Sternberg.
Auf dieser Basis könnte eine interdisziplinäre, sektorenübergreifende und telemedizinisch gestützte Versorgung im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe ausgehend vom Knotenpunkt RGZ am Krankenhaus Crivitz aufgebaut werden. Hebammen, die bereits heute häufig sektorenübergreifend arbeiten, wären eine zentrale Säule in dem Netzwerk. Die Umsetzung ist abhängig von Entwicklungen in der Gesundheitsfinanzierung insgesamt, wofür die Arbeitsgruppe in Bezug auf die Geburtshilfe konkrete Forderungen und Empfehlungen ausspricht.
Mit den Ergebnissen der Arbeitsgruppe wird auch der in der Koalitionsvereinbarung für die 8. Legislaturperiode 2021 bis 2026 der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern thematisierte und aktuell in einer Landtagskommission diskutierte Ansatz zur Einbeziehung der Hebammen und anderer Expertinnen und Experten für zukunftsfeste Strukturen in der Geburtshilfe am konkreten Beispiel untersetzt. Insofern wird dieses Papier auch für die Arbeit der „Kommission zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung in M-V“ zur Verfügung gestellt.
Wichtig war allen Beteiligten, dass Sicherheit und Qualität rund um die gynäkologisch und geburtshilfliche Versorgung für werdende Mütter und junge Familien höchste Priorität haben. Die wohnortnahe Verfügbarkeit steht nicht unmittelbar an erster Stelle der Entscheidungsfindung. Dennoch sollten Akut- sowie Basisversorgung leicht zugängig und möglichst wohnortnah verfügbar sein.
Hintergrund:
Die Geburtsstation des Krankenhauses Crivitz ist Anfang Juli 2020 in Verantwortung des damaligen Betreibers geschlossen worden. Die jährlich etwa 70 wohnortnahen im Sozialraum Crivitz als direktes Einzugsgebiet als spontan einzustufenden Geburten fanden überwiegend in den Krankenhäusern in Hagenow, Wismar und Schwerin im Rahmen der dort vorhandenen Kapazitäten statt.
Im Zusammenhang mit der weiteren Zukunft des Krankenhauses Crivitz wurde der Landrat beauftragt, mit dem Sozial- und Gesundheitsministerium M-V und der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern ein Modellprojekt zur sektorenübergreifenden gynäkologischen bzw. geburtshilflichen Versorgung der Bevölkerung zu initiieren und die erforderliche fachliche und finanzielle Unterstützung hierzu einzuwerben. Zur fachlichen Begleitung und Beratung des Landrates sollte eine Arbeitsgruppe gebildet werden, um an einen medizinisch realisierbares und finanziell für das Unternehmen tragfähiges Konzept für die gynäkologische bzw. geburtshilfliche Versorgung der Bevölkerung mitwirken. Dabei sollte die Gesamtversorgungssituation, unter Betrachtung der stationären und ambulanten
Angeboten im Landkreis, berücksichtigt werden.
Seit Anfang Januar 2021 ist der Landkreis Ludwigslust-Parchim Träger des Krankenhauses Crivitz. Der Landkreis hat hierzu die Geschäftsanteile vom Mediclin-Konzern erworben. Die war notwendig, um den Bestand des Krankenhauses insgesamt zu sichern.