Zeitungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts - Teil 5
Heute betrachten wir die fünfte – und vorerst vorletzte – Zeitungsausgabe. Es handelt sich um die dritte Ausgabe der Norddeutschen Post – Der „Parchimer Zeitung“ 50er Jahrgang. Diese Ausgabe wurde, anders als die anderen beiden, am Montag, dem 04. November veröffentlicht und ist somit Nummer 259 des Jahres 1867.
Die Preise für Zeitung und Inserate haben sich zu der Ausgabe vom 28. Januar 1867 nicht verändert und auch diese Ausgabe behandelt zuerst die politischen und gesellschaftlichen Teile.
Einer der letzten Artikel in diesem Abschnitt ist das „Gesetz über die Freizügigkeit“. Vereinfacht zusammengefasst beschrieb das Gesetz die Rechte von Personen sich frei zu bewegen und aufzuhalten, in diesem Fall bezogen auf die Staaten des Norddeutschen Bundes. Auch beschrieb das Gesetz Rechte bezüglich Arbeit und Eigentum.
In den Tagesnotizen wurde aus Crivitz, auf den 28. Oktober datiert, von den Plänen zum Bau der Crivitz-Goldberger Chaussee berichtet. Spezifisch ging es um die Kosten des Baus.
Die landwirtschaftlichen Nachrichten behandelten „Weinlese und Weinhandel“. Aus dem Rheingau wurde empfohlen, die Erwartungen für die Herbsternte zu senken. Ein schlechter Herbst sei aber durch gute vorherige Weinjahre zu verkraften. Auch in anderen Regionen habe das kalte Wetter die „Hoffnungen der Winzer vernichtet“. Stiegen die Preise für Wein bisher noch nicht, liege dies an den schlechten Umsätzen für Wein, so „Goldschmidts Wochenbericht“. Verbraucher sollten dies ausnutzen, bevor die Preise wieder anstiegen.
Auch in dieser Ausgabe finden wir eine Stückweise veröffentlichte Novelle. Diese nimmt etwas mehr als die Hälfte der dritten Seite ein und befindet sich unter Tagesnotizen, Landwirtschaftlichem und den Handelsnachrichten. Die Novelle vom Januar wurde wohl mittlerweile beendet, denn hier handelt es sich um „Anna Maria“ von D. Hans. Auch zu dieser ließen sich leider kaum weitere Informationen recherchieren.
Zuletzt folgen wie immer die Anzeigen und Werbung.
Bürgermeister und Rat veröffentlichten die „Brod-Taxe“, datiert auf den 2. November 1867:
Brötchen für den Preis von drei Pfennig mussten ein Loth und sieben Quentchen wiegen. Dabei sind zehn Quentchen ein Loth und ein Loth ungefähr 16,7 Gramm. Das „feine Waizenbrod“ für einen Schilling solle 6 Loth 8 Quentchen wiegen, dasselbe aus Roggen 12 Loth 4 Quentchen und grobes Roggenbrot 28 Loth und 5 Quentchen.
Neben Verkauf und Verpachtung von Grundstücken wies das Großherzogliche Stadt-Gericht auf ein Insolvenzverfahren hin. Alle, die Ansprüche an den Schuldner hätten, wurden hierdurch über das weitere Verfahren informiert. Auch eine Büdnerei sollte versteigert werden, diesmal auf Grund fehlender Alimentenzahlung.
Hervor sticht R. Küppers Werbung für seinen Lampen-Handel – inklusive Bild einer Lampe. Neben dem Verkauf von Erdöllampen hob er „die neuesten diesjährigen Muster“ an Kronen-, Tisch-, Wand-, Hänge-, Dielen- und Küchenlampen, Stalllaternen und Zubehör hervor. Auf Lampen gab es ein Jahr Garantie und generell bot er Reparaturen an.
Friseur Fr. Berg bewarb sein Friseur-Geschäft zum Handel von Parfum, Kosmetik- und Hygieneartikeln. Er beschrieb sein Lager als „auf das Reichhaltigste assortirt“ und empfahl unter anderem „die so beliebten Parfüms“: Jockey-Club, Spring-Flowers und Es-Bouquet. Außerdem echtes Eau de Cologne von „Jean Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz“ und „sehr gute Extraits“. Auch wurden durchsichtige Pomaden, „ganz unschädliches Haarfärbemittel“ und „neumodische Chignons“ beworben. Und gleich unter dieser Anzeige gab Fr. Berg eine weitere auf, diesmal Werbung für seinen „Haarschneide=Salon“.
F. Fritzler bewarb ganz andere Produkte: Holsteinische Austern, Cervelat-Wurst, Hildesheimer Leberwurst, Austrachaner Caviar, Christiania_Anchovis, Neuschateler Käse, Chester do., Krachmandeln, Traub-Rosinen, Smyrnaer Feigen, Italienische Macaroni und Elb-Caviar – weitere Informationen wurden nicht angegeben.
A. Breuer aus Wittstock empfahl den Bewohnern von Parchim und Umgebung sein Garderobenlager. Er bot „Ueberzieher, Tuchröcke, Joppen, Jacquets, Jacken, Hosen und Westen“ aus verschiedensten Stoffen an und auch Anzüge für Jungen.
Die Firma O. C. D. Mencke bewarb Champagner, von Werle & Co. und Clicquot Ponsardin Wwe., als Kisten von 60 Flaschen oder einzeln zu erwerben. Auf Hof Poltnitz hingegen sollte eine vier Jahre alte Kuh, „schlecht in der Milch, halbfett“ verkauft werden. Links neben dem Text wurde eine kleine Zeichnung einer Kuh aufgedruckt.
Zu einem „Socialen Abend“ lud der Vorstand des Liederkranzes ein – am achten November ab 19:30 im Garten-Lokal des Herren Hilgendorff. Auch hierzu gibt es keine weiteren Details.
Der Circus Hanstein hingegen lud zu seinen „großen Vorstellungen“ ein, in „der höheren Reitkunst, Pferdedressur und im Seiltanz“. Über dem Artikel ist eine Person auf einem Pferd abgebildet und die Vorstellungen sollten „Morgen während des Marktes und die folgenden Tage“ stattfinden.
„Ein junges Mädchen“ suchte zu Weihnachten eine Arbeitsstelle. Laut Anzeige erlernte sie die Wirtschaft in einem Hotel und sie verstehe die feine Küche. G. Gerlachs Buchdruckerei hingegen empfahl Prozessvollmachten, Steuer-, Zoll-, und Post-Deklarationen. Und unter „Familien=Nachrichten“ gaben Sophie Schröder geb. Volckmann und Hermann Breitkreuz (Kürschnermeister) ihre Verlobung bekannt.
Zuletzt wird auch in dieser Ausgabe der Thermometerstand nach Reaumur angegeben. Auch hier beziehen sich die Temperaturen auf die Vergangenen Tage, es handelt sich also nicht um eine Vorschau.
Die Temperaturen wurden für acht Uhr, vierzehn Uhr und zwanzig Uhr angegeben. Am 2. November schwankte die Gradzahl zwischen vier Grad morgens und abends und acht Grad nachmittags. Am 3. November zwischen null, fünf und vier Grad und am 4. November zwischen fünf Grad am Morgen und sieben Grad am Nachmittag – nur für den Abend wurde noch keine Angabe gemacht.
Und damit sind wir am Ende dieses Beitrages angekommen. Nächsten Monat veröffentlichen wir den sechsten und vorerst letzten Beitrag dieser Reihe – diesmal mit einem etwas größeren Zeitsprung.
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