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Datum: 08.03.2022

Internationaler Frauentag - aktueller denn je

Noch immer verdienen Frauen in vielen Berufen weniger als Männer / Auf diese und weitere Missstände soll der Tag ebenfalls aufmerksam machen, verdeutlicht Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Heidrun Dräger

Brauchen wir heutzutage noch einen Internationalen Frauentag? Sollen wir auf die Situation der Hälfte unserer Bevölkerung an einem Tag im Jahr besonders aufmerksam machen? In vielen Ländern haben Frauen und Mädchen leider noch deutlich schlechtere Chancen auf Schule und Ausbildung. Sie sind Gefahren wie körperlicher und sexueller Gewalt, Diskriminierung oder Zwangsverheiratung ausgesetzt und können nicht frei über ihr Leben entscheiden. Selbst in einigen unserer europäischen Nachbarländer gibt es noch immer faktisch keine wahre Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern.

Daher lautet die Antwort ganz klar: Ja, wir brauchen den Weltfrauentag, um diese Missstände aufzuzeigen und Verbesserungen einzufordern.

Vor 111 Jahren wurde in Deutschland zum ersten Mal der Internationale Frauentag begangen. Frauen wollten mehr Rechte, mehr Anerkennung, eine bessere Bezahlung – sie traten für eine gleichberechtigte Gesellschaft ein. Die Forderung nach einem Wahlrecht wurde 1918 per Gesetz erlassen und ermöglichte den Frauen, ihr aktives Wahlrecht auszuüben. Auch ganz alltägliche Dinge wie das Eröffnen eines eigenen Bankkontos, eine freie Berufswahl oder das Tragen von Hosen und kurzen Haaren sind für uns heute ganz selbstverständlich.

„Am Frauentag schauen wir nicht nur auf die Frauen, denen wir unsere bisherigen Errungenschaften zu verdanken haben, sondern auch auf die aktuelle Situation und die Zukunft, denn fehlende Gleichberechtigung in bestimmten Bereichen ist auch heute noch ein großes Thema“, sagt Heidrun Dräger, Fachdienstleiterin Gleichstellung, Generationen und Vielfalt beim Landkreis Ludwigslust-Parchim. So verdienen Frauen in vielen Berufen auch immer noch weniger als Männer (Gender Pay Gap), Frauen in Führungspositionen sind seltener und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist oft ein Karrierehindernis.

„Als im vergangen Jahr die Corona-Pandemie in allen Facetten sichtbar wurde, die das berufliche und gesellschaftliche Leben einschränkte, waren es wiederum die Frauen, die die neuen Belastungen zu großen Teilen trugen: In Care-, also in Sozialberufen, arbeiten vorwiegend Frauen. Auch in Kitas und Schulen erziehen und lehren nach wie vor mehr Frauen. Homeschooling und Kinderbetreuung wurden und werden ebenfalls mehr durch Frauen übernommen“, so die Gleichstellungsbeauftragte.

Ein Blick auf die Geschichte zeigt es: Sehr häufig waren es Frauen, die in Krisenzeiten viel gesellschaftliche Verantwortung trugen und ihre persönlichen Wünsche und Ziele und letztendlich ihre Biografien hintenanstellten. Ob die Trümmerfrauen, die die Städte wieder aufbauten oder die Hausfrauen und Mütter, die sich in Zeiten der Finanzkrise neben ihrer Arbeit für die Familie in Haus und Hof oftmals eine Arbeit als „zweiten Job“ suchten – es gibt viele Beispiele, in denen Frauen neben der hauptsächlichen Verantwortung für ihre Familien eine große Verantwortung für die Gesellschaft trugen. Nicht zuletzt in der DDR trugen Frauen, die zu einem Großteil erwerbstätig waren, viel zur Wirtschaftsleistung des Landes bei.

„All diese Beispiele zeigen, dass der Internationale Frauentag ein ganz wichtiger Tag ist, um uns bewusst auf Ungleichheiten und Herausforderungen für die Zukunft aufmerksam zu machen. Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe der Frauen an allen gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen, sozialen sowie politischen Entscheidungen im gelebten Alltag“, so Heidrun Dräger.