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Datum: 03.08.2021

Ausbau des medizinischen Angebots im Fokus

Landkreis Ludwigslust-Parchim weist Kritik an Krankenhaus-Entwicklung in Crivitz zurück

Beim Landkreis Ludwigslust-Parchim stößt die Kritik des CDU-Landesvorsitzenden Michael Sack an der Entwicklung des Krankenhauses in Crivitz auf Unverständnis. Sack, der Landrat in Vorpommern-Greifswald ist, verkenne die Herausforderungen zum Erhalt des Standortes insgesamt und zu den aktuellen Entwicklungen auch auf Landesebene zur Gestaltung der Krankenhauslandschaft im Bereich der Geburtshilfe.

Medienberichten zufolge hatte Sack am Donnerstag vergangener Woche im Gespräch mit Vertretern einer Bürgerinitiative und Kommunalpolitikern während eines Wahlkampfauftritts in Crivitz unter anderem bemängelt, dass am Crivitzer Krankenhaus derzeit keine Geburtsstation betrieben wird. Der Landkreis ist seit Januar dieses Jahres alleiniger Gesellschafter dieses Krankenhauses.

Die Geburtshilfe am Crivitzer Krankenaus war bereits zum 30. Juni 2020 durch den damaligen Betreiber Mediclin AG geschlossen worden. Während der Gespräche zur Geburtsstation, die nach gemeinsamer Vereinbarung zwischen Mediclin, dem zuständigen Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit, Harry Glawe, und dem Landkreis Ludwigslust-Parchim stattfanden, wurde deutlich, dass der Krankenhausstandort Crivitz in Gänze in Frage stand. Ursächlich waren jährliche Verluste in der Vergangenheit von bis zu zwei Millionen Euro. Diese Löcher wurden durch den Gesellschafter Mediclin mit Darlehen notdürftig gestopft. Insgesamt war das Haus jedoch bilanziell überschuldet.

In einer großen Kraftanstrengung mit klarem Bekenntnis des Kreistages ist es dem Landkreis Ludwigslust-Parchim nachfolgend gelungen, die Kommunalisierung zum 1. Januar 2021 zu erreichen. Das Haus wurde für einen symbolischen Euro erworben. Es wurde aus dem Landeshaushalt, der mit großer Mehrheit des Landtages gebilligt worden ist, ein Zuschuss an den Landkreis selbst zur Entschuldung gewährt. Zuwendungsgeber war das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit. Dieser Zuschuss ist verwendet worden, um die bestehenden Darlehen zurückzuführen und die bilanzielle Entschuldung des Hauses zu beenden. Diese Zuwendung war nicht mit der Bedingung zum Vorhalten eines stationären geburtshilflichen Angebotes verknüpft. Insofern, so die Position des Landkreises Ludwigslust-Parchim, liegen Äußerungen nach Rückforderung von Fördermitteln bei Nichteröffnen einer Geburtsstation neben der Sachlage.

Alle Beteiligten sind sich einig, dass ein geeignetes Konzept für eine sektorenübergreifende Versorgung der Bevölkerung, welche auch eine geburtshilfliche Grundversorgung beinhaltet, zu erarbeiten und umzusetzen ist. Hieran arbeiten der Landkreis als Gesellschafter und die Krankenhaus am Crivitzer See gGmbH. Das Konzept wird den Unternehmensgremien und den Kreistagsausschüssen im III. Quartal 2021 vorgestellt.

Insgesamt bedurfte es bisher erheblicher Anstrengungen seitens der Geschäftsführung und des Landkreises, um das Krankenhaus aus dem Mediclin-Verbund herauszulösen, einen eigenständigen Betrieb sicherzustellen und damit überhaupt die Voraussetzung zu schaffen, das Haus insgesamt zu erhalten. Jetzt stehen Stabilisierung und Ausbau des medizinischen Angebotes im Fokus. Dass Re-Kommunalisierung und Etablierung einer Geburtsstation langwierige und außerordentlich schwierige Prozesse sind, haben bislang mehrere Krankenhäuser im Land erfahren, unter anderem auch das Krankenhaus Wolgast im Landkreis Vorpommern-Greifswald.